Der Besucher gelangt durch das Werkstor auf das Innengelände des Freilichtmuseum. Über einen Weg gelangt man zuerst zum Kasemattencorps in dem die Hauptpoterne, die beiden Bereitschaftsräume, die Latrinenanlage und ein Brennstofflagerraum untergebracht sind. In einem der beiden Bereitschaftsräume werden die Gäste mit einem kurzen Einführungsvortrag auf das Thema eingestimmt.

Ein kleiner Spaziergang führt Sie über die Rampen, über die früher die Geschütze bewegt wurden, zu den Erd- und Hohltraversen. Beide dienten als Splitterschutz, wobei letztere auch als Schutz- und Lagerraum für die Soldaten oder Kanonen dienten. Von hier aus läßt sich der Aufbau und die Verteidigungseinrichtungen eines Außenforts sehr gut erklären.

Bei der nächsten Station handelt es sich um eine Wurf- oder Mörserbatterie. Hinter den großen, halbkreisförmigen Schießscharten standen die Mörser (kl. Kanonen), mit denen man das nähere Umfeld verteidigen konnte.
Zurück im Kasemattencorps erfährt der Besucher einiges über die Bedeutung der entsprechenden Räume. Die wurden im Laufe der letzten 160 Jahre sehr unterschiedlich genutzt.

Auf dem Weg zum Frontgraben müssen zwei Wendeltreppen und ca. 150m "unterirdische Gänge" zurück gelegt werden. Hierbei handelt es sich um so genannte Dechargegalerieen, d.h. hintereinander liegende Kasematten. Im Graben sind viele Veränderungen sichtbar: Reduzierte Mauerhöhen, abgetragene Stockwerke oder die von den Nachkriegsbewohnern aufgebrochenen Schießscharten.

Was ein Gegenminenstollen ist, erfährt man dann ein paar Meter weiter im Minenvorhaus. Nicht weit davon entfernt gelangt der Besucher in das Untergeschoss des linken Flankenturm (Südturm). Hier geht es unter anderem um die Dachentwässerung, den Geschützaufzug und die Kasemattgeschütze mit den so genannten Schartenläden.

Im ehemaligen Pulvermagazin stehen die detaillierten Festungsmodelle. Das größte Exemplar (ca.2x5m) stellt den Bereich der Oberen Donaubastion bis zum Ehinger Tor nach. Anhand dieser Modelle können wir den Interessierten den Aufbau der Bundesfestung sehr gut erläutern.

 

Festungsmuseum Fort Oberer Kuhberg, ReduitFestungsmuseum Fort Oberer Kuhberg, Wallanlage mit Kasemattencorps (unten) und HohltraversenFestungsmuseum Fort Oberer Kuhberg, OffiziersraumFestungsmuseum Fort Oberer Kuhberg, HauptpoterneFestungsmuseum Fort Oberer Kuhberg, ReduitFestungsmuseum Fort Oberer Kuhberg, LatrineFestungsmuseum Fort Oberer Kuhberg, Frontgraben - linker FlankenturmFestungsmuseum Fort Oberer Kuhberg, Frontgraben - rechter FlankenturmFestungsmuseum Fort Oberer Kuhberg, linker Flankentum (UG)Festungsmuseum Fort Oberer Kuhberg, Modelle im Pulvermagazin - Fort Oberer KuhbergFestungsmuseum Fort Oberer Kuhberg, Modelle im Pulvermagazin - Ehinger TorFestungsmuseum Fort Oberer Kuhberg, Modelle im Pulvermagazin - Werk I

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Das Fort Oberer Kuhberg liegt im Westen Ulms auf dem Kuhberg im Übergang auf das so genannte Hochsträß. Es wurde zwischen 1848 – 1857 unter erschwerten Umständen gebaut, da die lehmigen Bodenverhältnisse, und die damit verbundenen Probleme der Wasserabführung, die Mauern immer wieder zum Einsturz brachen. Wegen seiner wichtigen Position im Fortgürtel wurde es zwei Mal modernisiert und der Geschütz- und Waffentechnik angepasst. Zuerst 1878/79, als man weithin sichtbare Mauern entfernte und gleichzeitig Erdwälle und Hohltraversen eingebaut wurden. Das zweite Mal um 1900, als man wichtige Bauteile mit einem Betonmantel verstärkte. Nur hier kann die Ulmer Festungs-Baugeschichte in einer Anlage nachvollzogen und präsentiert werden. Von allen 15 Außenforts (ehem. 16) ist das Fort Oberer Kuhberg das am besten erhaltene und kann als Musteranlage bezeichnet werden!

Nutzungsgeschichte

Nach der militärischen Nutzung wurde im Fort 1933 von den Nationalsozialisten ein frühes Konzentrationslager des Landes Württemberg eingerichtet. In diesem Lager waren insgesamt ca. 300-600 politische Gegner des Regimes unter menschenunwürdigen Bedingungen inhaftiert. Das Lager wurde bereits 1935 wieder aufgelöst. Während des 2. Weltkrieges wurde im linke Flankenturm eine Munitionsanstalt eingerichtet. Wie viele andere Festungsbauten wurden in Ulm und Neu-Ulm die unterirdischen Kasematten mit Beton verstärkt und als Luftschutzbunker ausgewiesen. Nach dem Krieg wurden die Gewölbe, wegen der Wohnungsknappheit, zu Wohnzwecken und von Handwerkbetrieben genutzt. Zuletzt waren nur noch ein Hundezüchter, eine Autowerkstatt und ein Lager der Fa. Magirus im Fort Oberer Kuhberg untergebracht.

 

Idee des aktiven Denkmalschutzes

Aus der Idee, die Festungsanlagen besser fotografieren und dokumentieren zu können, begann der Ulmer Tierarzt Dr. Otmar Schäuffelen im Jahr 1967 mit Freunden mit den ersten Freilegungen. Seit der Gründung des Vereins am 2. September 1974 wurden undichte Dächer repariert, defekte Mauern restauriert, Bauteile entrostet und lackiert, Gewölbe sandgestrahlt, elektrische Beleuchtungen installiert, Ausstellungsexponate hergestellt, Inneneinrichtungen rekonstruiert und vieles mehr. Allein die regelmäßig nötige Wallpflege fordert die Mitglieder bis aufs Äußerste. Die Mäharbeiten sind sehr anstrengend, da die Steigungen bis zu 48 Grad betragen. Der Frontbalkenmäher muss von mindestens drei Personen am Seil gehalten werden, während der Maschinenführer das Gerät bedient. Die Aktiven des Vereins wagen sich aber auch immer wieder an schwierige Baumaßnahmen, die nur mit massiver Eigenleistung überhaupt finanzierbar sind.
Die aktiven Mitglieder treffen sich jeden Samstag zur gemeinsamen Arbeit als Wall- und Festungsbaumeister – egal bei welchem Wetter!

 

Das Fort als dreifach-museale Anlage

Das Fort Oberer Kuhberg ist heute ein sehr vielseitiger historischer Lernort. Den Großteil der Gesamtanlage bildet das vom Förderkreis Bundesfestung Ulm ausgebaute und unterhaltene Festungsmuseum. Das Innere des Museums kann regelmäßig an jedem ersten Sonntag im Monat um 14.00 Uhr ohne Anmeldung besucht werden. Die Außenbereiche sind weitgehend öffentlich zugänglich und mit Wegen erschlossen, so dass das wichtigste Ausstellungsstück des Festungsmuseums - das Fort selbst - auch unabhängig von Öffnungszeiten stets präsent ist. Im Reduit des Forts hat der Verein Dokumentationszentrum Oberer Kuhberg eine KZ-Gedenkstätte eingerichtet, zu der auch eine der einst mit Häftlingen belegten Galerien des Forts gehört. Im Reduit - 1933 bis 1935 Sitz des Lagerkommandanten - befindet sich eine Ausstellung, die Einzelbesucher und Besuchergruppen über die historische Situation des Lagers informiert. Im linken Glacis des Forts befindet sich die ehemalige Hochschule für Gestaltung, deren Gebäude 1953-55 nach Entwürfen von Max Bill erbaut wurden. Die Bauten stehen ebenso wie auch das Fort, in dem sie errichtet wurden, unter Denkmalschutz und bilden zusammen mit den weiter westlich gelegenen Dozentenhäusern ein architekturhistorisch bedeutendes Ensemble.  

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Wählen Sie zwischen der interessanten Werksgeschichte oder dem abwechslungsreichen Museumsrundgang.

 

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