Wie bereits angekündigt, war der diesjährige „Tag des offenen Denkmals“ eine besondere Veranstaltung: Die bundesweite Eröffnung fand in Ulm statt. Aus diesem Grund öffneten wir nicht nur 1 Objekt, wie sonst an diesem Aktionstag, sondern 6 zur gleichen Zeit. Das Motto „Modern(e): Umbrüche in Kunst und Architektur“ fand in unserer Station „Wilhelmsburg“ die richtige Kulisse. Mit unserem Zusatzthema "Nutzung um jeden Preis? – Nachhaltige Konzepte zum Umgang mit der Bundesfestung" setzten wir den Focus auf die vergangenen und künftigen Veränderungen im Zusammenhang mit der „Neuentwicklung Wilhelmsburg“ und der kommenden Landesgartenschau 2030. Doch der Reihe nach.

 

Bereits am Abend zuvor ließen wir es uns nicht nehmen, einen besonderen Programmpunkt beizusteuern. Mit zahlreichen LED-Scheinwerfern wurden im Festungsmuseum Fort Oberer Kuhberg die Escarpenmauern der rechten Flanke und der Front sowie der rechte Flankenturm (Nordturm) illuminiert. Dies geschah aber nicht ohne einen Programmpunkt. Die Führung hierzu beschäftigte sich mit den Beleuchtungsmöglichkeiten bei einem möglichen Angriff im Zeitraum bis ca. 1890 und danach bis ca. 1920, als die ersten elektrischen Leuchtmittel zu Verfügung standen:
Zuerst wurden die modernen LED-Scheinwerfer abgeschaltet. So konnte man erahnen wie eine Beleuchtung per (Magnesium-) Fackel, die aus Schießscharten ragten, ausgesehen hätte. Mittels Tablet erläuterte unser Mitglied weitere Leuchtkörper aus dieser Ära.
Im zweiten Teil, der oberhalb des Frontgrabens stattfand, ertönte zuerst eine elektrisch angesteuerte Alarmglocke. Unmittelbar danach wurde mit Suchscheinwerfern aus dem Nordturm und von der Wallkrone das Glacis ausgeleuchtet.
Zusätzlich konnte unsere Blockhaus-Baustelle besichtigt werden.
Alles in allem eine spannende und zum ersten Mal durchgeführte Themenführung.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

In der Wilhelmsburg lag, wie bereits beschrieben, der Schwerpunkt auf dem Motto "Nutzung um jeden Preis? – Nachhaltige Konzepte zum Umgang mit der Bundesfestung". Sich mit dieser Thematik zu beschäftigen, ist aktueller und dringender denn je. Seit 2015 wurden eine vertikale und eine horizontale Erschließung, d.h. Renovierung von jeweils mehreren Kasematten im Erdgeschoß bzw. zuletzt auch im Obergeschoß, umgesetzt. Die Räume können nun genutzt werden und die hieraus gewonnenen Erfahrungen auf weitere Projekte umgesetzt werden. Die begonnene Neugestaltung des Innenhofes und die Öffnung des rechten Flankentores mit einem Brückenneubau eröffnet viele Nutzungsmöglichkeiten. Hier setzen wir an und weisen immer wieder darauf hin, dass jedes noch so kleine Detail erhalten bzw. sehr behutsam saniert werden muss. Auf möglichst wenig Eingriffe in die Bausubstanz ist zu achten, eine große und zusammenhängende Nutzung ist einer kleingliederigen vorzuziehen. Ganz wichtig: einzelne Kasematten, ggf. ganze Galerien, besondere bauliche Details und das Dach des Kehlturms sind von höchstem öffentlichen Interesse und müssen in öffentlicher Hand bleiben – nur so ist eine uneingeschränkte Zugänglichkeit und eine pädagogische Museumsarbeit in Zukunft möglich.
Auch das weiträumige Umfeld kann und darf nur sehr sorgfältig in die Landesgartenschau eingebunden werden. Eine Aufwertung der einmaligen Festungsanlagen ist wünschenswert – Fremdkörper oder unangebrachte Installationen würden den Anlagen schaden (z.B. Tal- und Bergstation einer Seilbahn, …). Die Besucher hatten am Ende der Tour die Möglichkeit ihre Ideen und Eindrücke auf einen Plakat zu schreiben.

 

 

 

 

 

 

 

Auf dem Gelände der Brauerei Gold Ochsen führten unsere Mitglieder auf Einladung fachkundig durch das „Proviamtmagazin 1“. Das Gebäude, welches nur noch zu ca. 60% vorhanden ist, wurde von 1860 – 1862 erbaut und diente der Lagerung von Proviant für die stationierten Soldaten bzw. zur Versorgung bei einer möglichen Belagerung der Stadt. Ebenso war die Versorgung für die Truppen an der Front möglich.
Ursprünglich gab es auf dem Gelände noch ein weiteres Proviantmagazin mit der Nummer 2 sowie weitere Einrichtungen wie z. B. die nachträglich errichtete Dampfmaschine, die das Trinkwasser unter anderem zur Wilhelmsburg pumpte.
Weitere Proviantmagazine ergänzten die oben genannten (z. B. Elisabethenstr. / Wörthstr. (abgebrochen) oder die in Neu-Ulm auf dem Gelände „Jahnufer“ (ehem. Flußmeisterei), die bis zum Abbruch bzw. unglücklichen Umbau in eine Wohnbebauung, durch die Fa. Lebkuchen Weiss genutzt wurden).
Besichtigt werden konnten am TdoD ein Teil der Kellerräume, das Treppenhaus im markanten Turm, ein Teil der Lagerflächen sowie die beeindruckende Holzkonstruktion des originalen Dachstuhles.
Wir möchten uns an dieser Stelle recht herzlich für die tolle Unterstützung der Brauerei Gold Ochsen bedanken.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Im Festungsmuseum Fort Oberer Kuhberg lag der Focus auf den seit über 45 Jahren durchgeführten Restaurierungs, Erhaltungs- und Pflegearbeiten. Auf dem Rundgang konnten sich die Besucher über den Baufortschritt unseres Blockhauses informieren, das Festungsgeschütz in Augenschein nehmen und perfekt detaillierte Festungsmodelle bestaunen.
Hinzu kamen die beiden Baustellen die von der „Deutschen Stiftung Denkmalschutz“ finaziell gefördert werden. Es handelt sich um die Ergänzung einer Stahltreppe aus dem Jahr 1905 in der Hauptpoterne sowie die Rekonstruktion von zwei Schießscharten auf der Außenseite des linken Flankenturmes (Südturm). Die Anfertigung der Stahlteile für die Treppen kann, Dank der vorliegenden CAD Planung eines Mitgliedes, schon in Kürze beginnen.
Unser großer Dank gilt der Stiftung für die Förderung dieser beiden Projekte, die zu einer Vervollständigung des Festungsmuseums beitragen – DANKE!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

In Neu-Ulm waren ebenfalls Festungsanlagen durch uns geöffnet. Unser Museumsstützpunkt im Kriegspulvermagazin II (KPM), auf dem der Wasserturm Ende des 19. Jahrhunderts erbaut wurde. Ein großes Festungsmodell, Fotografien und Pläne ermöglichen uns seit 2006 einen fachgerechten Start zu Führungen durch die Neu-Ulmer Festungsanlagen. Nur wenige Meter weiter, konnte man in die Bastion 7 "eintauchen".

 

 

 

 

 

 

 

Die Bastion 7 war jahrelang von einem Mieter genutzt und erst vor rund 2 Jahren geräumt worden. Zu unserem Erstaunen fanden wir diesen Teil der Bundesfestung in einem sehr ursprünglichen und sehr gut erhaltenen Zustand vor! Zahlreiche Details sind hier noch erkennbar und die Gewölbe in der Grundstruktur komplett original. Bis auf wenige Bereiche sind bisher keine Gegenstände eingelagert – das sollte auch so bleiben, denn die erhaltene Bastion 5 neben der Hermann-Köhl-Str. wurde in den rund 170 Jahren zu stark verändert.
Schlecht bestellt ist es hier, wie überall zu sehen, mit dem Schadbewuchs. Mächtige Bäume zerstören nach und nach die Mauern, beschädigen die Dachabdichtung und Efeu schlängelt sich bis unter die Dachziegel.

 

 

 

 

 

 

 

An beiden Stationen konnte man erklären, dass die Stadt Neu-Ulm erst durch den Bau der Bundesfestung Ulm entstehen konnte! Nach der Vollendung der „Festung auf dem rechten Donauufer“ (= Brückenkopf der Gesamtanlage) wurde die Stadt Neu-Ulm in die entstandene Fläche, die nun von einem halben 8-Eck umgeben wurde, hinein gebaut – ein Novum! Leider fand sich im Jubiläumsprogramm „150 Jahre Stadt Neu-Ulm“ kein einziger Programmpunkt, Ausstellung oder Publikation zu dieser wichtigen, bis heute stadtbildprägenden Tatsache!

Das Aktions-Motto „Modern(e): Umbrüche in Kunst und Architektur“ traf auch hier zu, da man in den vergangenen Jahren zuviel Festungssubstanz zerstört, verstümmelt oder falsch integriert hat. Aktuell ist das Kriegsspital und das Glacis beim Offizierscasiono gefährdet.


Mit unserem Zusatzthema "Nutzung um jeden Preis? – Nachhaltige Konzepte zum Umgang mit der Bundesfestung"
sollten sich alle Verantwortlichen eingehend beschäftigen - für jetzt und für kommende Generationen!

 

 

Eine sehr seltene Führung wurde durch den Maien- und Klosterwald, nordwestlich des Fort Oberer Kuhberg, durchgeführt. Sie nahm die Besucher mit zu den Armierungsanlagen der Reichsfestung (1914). Sie wurden 1914/15 erbaut und umfassen betonierte Infanteriestützpunkte, Schützengräben, Artilleriestellungen und Munitionsräume.
Nur halb fertiggestellt und später teilweise gesprengt, sind sie in diesem Bereich dennoch weitgehend als Ensemble erhalten und daher als Baudenkmal von besonderer Aussagekraft.
Die Führung wurde in Kooperation mit dem Landesdenkmalamt mit Unterstützung von Hr. Dr. Kinder durchgeführt.

Leider haben wir von dieser Station keine Bilder.

 

Insgesamt konnten wir bei 106 Führungen ca. 1550 Personen geführt werden - danke für ihren Besuch und ihr Interesse!